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Stimmt es, dass Nanopartikel als Wirkverstärker in Impfstoffen eingesetzt werden?
Nein.
Wirkverstärker (Adjuvanzien) in Impfstoffen sorgen dafür, dass die Immunantwort ausreichend groß ist, um den
gewünschten Schutz aufzubauen. Ziel ist es, mit möglichst geringer Belastung, möglichst hohen Schutz aufzubauen.
Lebendimpfstoffe, wie die gegen Masern, Mumps, Röteln, Gelbfieber, Varizellen, Tuberkulose, Typhus (Schluckimpfung), Humane Rotaviren
und Pocken sowie einige Grippe-Impfstoffe kommen ohne Wirkverstärker aus.
Wie bei allen Arzneimittel muss auch für Impfstoffe nicht nur der Wirkstoff (also das Antigen) genau überprüft und
zugelassen werden, sondern auch das fertige Produkt in der Form, wie es Menschen verabreicht wird. Auch die Wirkverstärker müssen
also nachweislich wirksam und sicher sein. Derzeit sind u.a. die folgenden Wirkstoffverstärker im Einsatz:
- Aluminiumsalze – z. B. in den Impfstoffen gegen Diphterie und Tetanus
- Öl-in-Wasser-Emulsionen – z.B. MF59 und AS03 in Grippeimpfstoffen und dem Pandemieimpfstoff gegen H1N1
- Kombinationen aus beidem, zum Beispiel für die Impfstoffe gegen Hepatitis-B und HPV (Humane Papillomviren).
- Bestandteile von Bakterien, die selbst nicht infektiös sind, aber die gewünschte Antwort des Immunsystems hervorrufen – zum Beispiel in Meningokokken- und Pneumokokken-Impfstoffen.
Die Partikelgröße der Aluminiumsalze bewegt sich üblicherweise deutlich im Bereich von Mikrometern (µm). Sie sind
damit keine Nanomaterialien. Die wirksamen Einheiten in den Emulsionen sind Liposomen oder Mizellen, also winzige Bläschen mit einer
Hülle aus Lipidmolekülen, die ihr Inneres gegen die wässrige Phase abschirmen können. Sie entstehen allein aufgrund
ihrer chemischen Struktur, Einwirkungen von außen sind nicht nötig. Ihr Durchmesser beträgt tatsächlich nur wenige
Nanometer. Weil sie aber nicht aus neuen Materialien bestehen, nicht gezielt technisch so klein hergestellt werden und sich im Organismus
restlos auflösen, gelten sie nicht als Nanomaterialien im engeren Sinne.
In Grippeimpfstoffen und dem Impfstoff gegen Hepatitis A werden Virosomen als Wirkverstärker eingesetzt. Das sind Liposomen, deren
Oberfläche mit den Antigenen von Viren bestückt ist, um dem Immunsystem so eine Virusoberfläche vorzugaukeln. Auch sie sind
(wie die Viren selbst) nur wenige Nanometer groß, aber keine Nanomaterialien im Sinne der gesetzlichen Definition.
Impfstoffe werden nicht direkt an Patienten abgegeben. Dennoch haben auch sie eine Packungsbeilage mit den Gebrauchsinformationen. Dort
sind ausnahmslos alle Inhaltsstoffe namentlich aufgeführt. Ärzte haben zudem Zugang zur „Zusammenfassung der Merkmale des
Arzneimittels“. In diesen Fachinformationen für das medizinische Personal sind ebenfalls alle Wirkstoffe sowie die
pharmazeutischen Hilfsstoffe aufgeführt. Die Ärzte können ihren Patienten also ggf. sagen, welche Wirkstoffverstärker
konkret enthalten sind.
(Stand April 2018)
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